Dvalin, auch Dvalinn oder Dwalin(n), ist ein Zwerg der nordischen Mythologie, dessen Name zu den in der Edda am häufigsten genannten Zwergennamen gehört. Er ist einer der vier Schmiede, die das Brisingamen, das Halsband der Göttin Freyja, schufen.
Quellen
Dvalin wird in der Völuspá im Dvergatal zwei Mal erwähnt. Einmal als Erdzwerg, und zum anderen als Anführer einer eigenen Zwergenschar, die von den Steinen in der Erdtiefe zur Oberfläche strebte.
- – Völuspá 14
Die Prosa-Edda führt in ihrer Fassung des Dvergatals Dvalin nur als einen der Zwerge auf, die in der Erde wohnen. Sie erwähnt weder Dvalin noch einen anderen Zwerg als Zwergenführer.
Nach dem Lied Havamál brachte Dvalin den Zwergen die Runenkunde bei.
- – Havamál 142 f.
Dvalin wird auch als Vater einiger Nornen genannt, wie das Lied Fáfnismál ausdrückt.
- – Fáfnismál 13
Die bekannteste erhaltene Mythe über Dvalin wird im Sörla þáttr geschildert, einer kurzen Erzählung, die zum Manuskript des Flateyjarbók gehört, das Ende des 14. Jahrhunderts niedergeschrieben wurde.
- – Sörla Þàttur 1, Absatz 3
Danach beobachtete die Göttin Freyja die vier Zwerge Álfrigg, Dvalin, Berlingr und Grérr in einem Felsen dabei, wie sie ein goldenes Halsband schmiedeten. Freyja bot den Zwergen Gold und Silber für den Schmuck an, doch diese waren daran nicht interessiert. Sie erklärten, dass ein jeder seinen Anteil am Halsband an Freyja übertrage, wenn sie mit ihm eine Nacht das Lager teilen würde. Freyja erklärte sich dazu bereit und erwarb auf diese Weise den kostbaren Halsschmuck.
Darüber hinaus wird Dvalins Name auch in Kenningar benutzt. Das Lied Alvíssmál nennt die Sonne Dvalins leica ‚Dvalins Mitspielerin‘, ebenso das Lied Forspjallsljóð (Hrafnagaldr Óðins), das sie als leik Dvalins bezeichnet. Der Skaldenmet hieß zuweilen in der Skaldendichtung auch Dvalins full ‚Dvalins Getränk‘.
Rezeption
Auch wenn es namentlich nicht genannt wird, so geht man doch davon aus, dass es sich bei dem Halsband um Brísingamen handelt. Die Bezeichnung ‚Dvalins Mitspielerin‘ für die Sonne, bezieht sich wohl darauf, dass nach nordischem Glauben das Sonnenlicht für die Zwerge tödlich war, man vergleiche das Ende des Zwerges Alviss im Lied Alvíssmál. Die Kenning ‚Dvalins Getränk‘ spielt wohl darauf an, dass das Artefakt einst den Zwergen gehörte. Man kann auch davon ausgehen, dass Dvalin nicht als Vater einiger Nornen galt. Aus dem Textzusammenhang ergibt sich, dass sein Name stellvertretend für das Zwergenvolk stand.
Aus dem häufigen Gebrauch von Dvalins Namen und der Art und Weise, wie er verwendet wurde, lässt sich erschließen, dass er, im Gegensatz zu den meisten anderen Zwergen, zu den gebräuchlichen Gestalten der nordischen Mythologie gehörte.
Ob ein Zusammenhang zum gleichnamigen Hirsch am Weltenbaum Yggdrasil besteht, ist jedoch nicht bekannt.
Der Name Dvalins, altnordisch Dvalinn, bedeutet entweder ‚der Langsame‘ oder ‚der Schlafende‘. In der älteren Forschung ging man noch davon aus, dass der Name sich auf einen langen (Winter)schlaf bezieht.
Wirkungsgeschichte
Der britische Autor J. R. R. Tolkien verwendete den Namen Dwalin für einen Zwerg in seinem Roman Der Hobbit (1937).
Literatur
- John Lindow: Handbook of Norse Mythology. USA 2001, ISBN 1-57607-217-7.
- Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X.
Anmerkungen und Einzelnachweise



