Das Mädchen und der Mörder, auch oftmals unter dem Titel Die Ermordung Trotzkis oder in Kombination beider Titel zu lesen (Originaltitel: L‘assassinat de Trotsky) ist ein 1971 gedrehtes, italienisch-französisches Filmdrama von Joseph Losey. Neben Richard Burton als Revolutionär Trotzki im mexikanischen Exil spielen Alain Delon (als Trotzkis Mörder) und Romy Schneider (als das titelgebende Mädchen) weitere Hauptrollen.
Handlung
Mexiko-Stadt im Jahre 1940. In der Vorstadt Coyoacán lebt seit seiner Flucht aus Stalins Sowjetunion der bolschewistische Revolutionär und einstige Weggefährte Lenins, Leo Trotzki, im Exil. Nur wenige Menschen lässt der stets auf der Hut vor etwaigen, von Stalin gedungenen Attentätern befindliche alte Mann an sich heran. Sein Haus wird schwer bewacht, völlig freien Zugang hat lediglich Trotzkis Lebensgefährtin Natalja. Am 23. Mai 1940 unternimmt eine im Auftrag von Stalins NKWD tätige Gruppe linientreuer Kommunisten unter der Führung des mexikanischen Malers Ruiz einen Anschlag auf das Gebäude. Das Attentat misslingt, lediglich Sheldon Harte, der amerikanische Leibwächter Trotzkis, gerät in die Hände der Verbrecher und wird wenig später tot aufgefunden. In einem Gespräch mit dem Polizeipräsidenten der mexikanischen Hauptstadt, Salazar, gesteht Trotzki zwar ein, dass man ihn vor einem anstehenden Anschlag gewarnt habe, bestreitet aber ganz entschieden, die Attacke eigenhändig inszeniert zu haben, um die Sympathien in der Öffentlichkeit zu seinen Gunsten zu beeinflussen.
Gita Samuels arbeitet für Trotzki als Dolmetscherin und ist eine überzeugte Anhängerin des 60-Jährigen. Sie lebt mit einem angeblichen Kanadier namens Frank Jacson zusammen, der im Im- und Exportgeschäft tätig sein soll. In Wahrheit hat er direkt aus Moskau den Auftrag bekommen, Leo Trotzki zu ermorden. Über Gita erhofft er sich das Vertrauen des Stalin-Widersachers zu erschleichen. Nach einiger Zeit lässt Trotzki ihn dank der Fürsprache Gitas auch tatsächlich in sein Umfeld. Und tatsächlich beginnt der alternde Revolutionär Gefallen an dem jungen Mann zu entwickeln. Am 20. August 1940 bittet Jacson Trotzki darum, ihm beim Verfassen eines journalistischen Artikels zu helfen. Während sich der Exilant über den Artikel beugt, um diesen zu lesen, holt Jacson, in Wahrheit ein gebürtiger Katalane namens Ramón Mercader, einen bei sich versteckten Eispickel heraus und schlägt wie besinnungslos auf Trotzkis Kopf ein. Dieser hat noch genug Kraft, aufzustehen, den Attentäter abzuwehren und sogar auf Jacson loszugehen. Die hinzueilenden Leibwächter bittet Trotzki, den Attentäter nicht zu töten.
Jacson alias Mercader wird verhaftet, seine vor dem Haus auf ihn wartenden Mitverschworenen müssen ohne ihn fliehen. Trotzki hat zwar schwere Kopfverletzungen davongetragen, wird aber noch bei Bewusstsein in das nächste Krankenhaus eingeliefert. Dort wacht Natalja an seinem Krankenbett. Schließlich verliert er das Bewusstsein. Derweil wird Jacson von Polizeipräsident Salazar einem scharfen Verhör unterzogen. Man will vor allem seinen Auftraggeber wissen, wer ihn für diese besonders grausame Bluttat bezahlt habe und welche Motive er gehabt habe. Doch Jacson schweigt eisern. Um ihn „weichzukochen“, führt man sogar Gita ins Vernehmungszimmer, die wutentbrannt den Polizisten zuruft: „Tötet ihn!“ Ihre Enttäuschung über ihren Irrtum in diesem Mann, den sie einst geliebt hatte, ist dem Hass gewichen. Es ist das einzige Mal, dass Jacson die Fassung verliert und beinah zusammenbricht. Doch er sagt lediglich: „Ja, ich habe Trotzki ermordet.“ In diesen Stunden erliegt der Exilrevolutionär im Krankenhaus seinen schwerwiegenden Verletzungen. Von den Straßen erklingen Fetzen eines Revolutionsliedes, dessen Töne noch hoch oben im Vernehmungszimmer zu hören sind.
Produktionsnotizen
Das Mädchen und der Mörder lief erstmals am 30. März 1972 in Frankreich an und wurde am 26. Oktober 1972 in Deutschland herausgebracht. Richard McDonald schuf die Filmbauten.
Kritiken
Im Lexikon des Internationalen Films heißt es: „Für Joseph Losey ist bei aller historischen Genauigkeit die Interpretation der Personen und ihrer Beziehungen wesentlich. Trotz einer gewissen Einseitigkeit und nicht ganz überzeugender Konzeption sehenswert.“
Der Spiegel nannte den Film „Joseph Loseys allzu privater Rückgriff auf die Revolutions-Historie“ und befand überdies: “Aus lauter Furcht, seine geliebte „Balance“ zu verlieren, hat der Regisseur seinen Titelhelden (Richard Burton) inmitten harmonischer Details zum unpolitischen alten Mann degradiert, dessen Todesfurcht nur von den Skrupeln seines Mörders im Gleichgewicht gehalten wird.”
Der Movie & Video Guide schrieb: „Die letzten Tage des russischen Rebellen, aufbereitet für ein uneinheitliches Melodram um Jäger und Gejagte“.
Halliwell‘s Film Guide charakterisierte den Film wie folgt: „Trostlose, historische Rekonstruktion mit reichlich fiktiver Ausfütterung, grundlegend undramatisch“.
Frankreichs Le Monde zog beim Erscheinen des Films in Frankreich das knappe Fazit: „Ein banaler Film“.
Weblinks
- Das Mädchen und der Mörder bei IMDb
- Anonym bleibendes Ränkespiel Filmkritik auf zeit.de
Einzelnachweise



